Musik wirkt - mehr als man ahnt

Die Tiefenwirkung von Musik auf unsere Psyche und unser Wohlbefinden ist eine Tatsache, der sich niemand entziehen kann. Sowohl in privaten oder kommerziellen Bereichen, als auch auf Gebieten, wo Leistung abgerufen wird. Musik unterstützt, beeinflusst und wirkt - unbewusst und unterschwellig. Wer kennt nicht die Tage, an welchen man ganz genau weiß, dass jetzt nur eine gute Musik helfen kann, die neue Zuversicht schafft. Oder man möchte ein gewisses Gefühl - Trauer oder Freude - verstärken und darin geradezu baden. Wir verordnen uns sozusagen unsere eigene Musiktherapie - ganz ohne Doktortitel.

Der ‚Mozart - Effekt‘

Gerade klassische Musik soll die Konzentration verbessern - besonders, wenn diese in aufgehelltem Dur erklingt. Ihre beruhigende und tonisierende Wirkung ist definitiv vorhanden.

Musik zur Meditation - der akustische Ankerplatz für Stressabbau

Speziell meditative Musik mit ostinaten, gleichförmigen Wohlklängen ist bei Yoga-Kursen nicht mehr weg zu denken. Spitzensportler und stark beanspruchte Menschen hören Musik zum Abschalten, quasi als akustischer Anker. Ich beobachte mich selbst, wenn ich als Privatpilot während Landungen oder als Skipper beim Anlegen leise vor mich hin summe und mich dadurch beruhigen kann. Der Stressabbau ist spürbar. Die entspannende Wirkung wird neuerdings auch in der Medizin vor oder während Operationen oder Zahnbehandlungen sowohl bei Patienten und beim Arztpersonal erfolgreich angewendet. 

Musiktherapie

Gerade im therapeutischen Bereich kann Musik neue Wege erschließen, wo verbale Therapeutik an Grenzen stößt. Schon einzelne Töne und Intervalle, gespielt auf einfachen Instrumenten, wie Klangschalen, Klangstäben oder Orff’schem Instrumentarium können neue Türen in unserem Unterbewusstsein öffnen und Wirkungen hervorrufen. Doch Achtung: nicht jeder, der Musiktherapie anbietet, ist auch fachlich dazu authorisiert.

Musik im Kraftsport

Schon in der Antike wurden Sklaven mit Trommelrhythmus angetrieben, mehr zu leisten. Der Effekt wird nachvollziehbar beispielsweise beim Hören der Melodie von ‚Eye of the tiger‘. Die Pulssteigerung ist sofort spürbar. Diesen Effekt nutzt auch der Leistungssport. Laufsportler hören bewusst Musik, deren Taktfrequenz knapp über der normalen Lauffrequenz liegt, um so das Tempo zu erhöhen. Musik beeinflusst die Leistungsfähigkeit von Sportlern besonders dann, wenn mit der Musik ‚positive Emotionen‘ geweckt werden - so hat es die Londoner Brunel University herausgefunden. Diesen psychologischen Effekt bestätigt auch eine Studie in Cleveland, die eine Leistungssteigerung von bis zu 20% über das Normalmaß konstatiert.

Musik zum Workout - die richtige Anzahl BPM

BPM (Bits per Minute) sind die Anzahl der Impulse pro Minute, wie bei der klassischen Metronomangabe. Dabei gibt es für jeden Leistungstyp und jede Sportart die jeweils maßgeschneiderte Workout-Musik zum Herunterladen - gestaffelt nach BPM. Kraftsportler sollen mit weniger als 100 BPM, max. 120 BPM trainieren. Ausdauersportler beginnen als Anfänger mit 100 BPM, Fortgeschrittene mit 120-140 und Leistungssportler mit bis zu 160 BPM. Eine zu hohe Bitzahl kann schnell zu Erschöpfung führen. Man spricht auch von einem ‚legalen Doping‘ durch Musikhören. Es wundert nicht, dass beim bekannten New York Marathon ein Verbot von MP3-Playern verhängt wurde. Prof. Tom Fritz, Hirnforscher am Max-Planck-Institut in Leipzig hat herausgefunden, dass Probanten die Anstrengung ihres Workouts bei gleicher Leistung nur halb so groß empfunden hatten, wenn sie die Musik durch ihr Tun selbst beeinflussen konnten. Erstaunlich, dass besonders diese Wechselwirkung den Leistungseffekt verstärkt. Musikhören soll außerdem 8–15% Kraft sparen, da sie auch moralisch unterstützend wirkt. Besonders das Hinauszögern des Moments des Aufgebens - die Beförderung des Durchhaltens, sind Effekte, die durch das Musikhören positiv beeinflusst werden können.

Musik und Werbung

Neue Türen in uns möchte auch die Werbeindustrie öffnen, um ihre Produkte an den Käufer zu bringen, so, wie es Handelsvertreter tun. Vertrauen schaffen, öffnen, lockern und überzeugen. Klassische Musik wird gerne als vertrauensbildendes Element für seriöse Produkte herangezogen - anders bei Produkten, die für Dynamik und Modernität stehen - hier werden möglichst „hippe“ Melodien gespielt, um zu zeigen, dass man auf der Höhe der Zeit ist. Dabei wird Musik als ein Trojanisches Pferd eingesetzt, das Sympathien und Gewogenheiten wecken soll. Werbung ohne Musik ist einfach undenkbar.

Der iPod - die Revolution im Musikhören

Der 2011 verstorbene Apple-Mitbegründer Steve Jobs verschaffte dem Musikhören im Alltag mit dem iPod einen Siegeszug hinein in alle Gesellschaftsschichten. „1,000 songs. In your pocket.“, so lautete die Werbung für den iPod, der am Anfang einer ganzen Geräte-Familie stand. Mittlerweile ist die permanente „Berieselung“ mit Musik selbstverständlich geworden. Die Nutzer „lullen“ sich förmlich ein in ihren Musiksound und grenzen die Geräusche des Lebens absichtlich aus. Die Musikhörer werden im Alltag zu „Solisten“ und zeigen ihrer Umgebung: lass mich in Ruhe meine Musik hören. Ohrstöpsel rein und loslaufen - Straßenverkehr? - egal!

Musik ist mehr, als wir uns vorstellen können

Spätestens jetzt wird klar, dass die Wirkung von Musik bis hinein in die Tiefe unserer Persönlichkeit gemein hin unterschätzt wird. Das Hören von Musik und das eigene Musizieren lösen Wirkungen und Koppeleffekte aus, die nicht unterschätzt werden dürfen. Musik beruhigt, pusht auf und kann Stimmungen verstärken und negativ beeinflussen. Musik wird aber leider auch schamlos benutzt, um mit ihr als Vehikel Menschen für politisch radikale Haltungen zu gewinnen. Und….Musik kann abhängig machen. Bleibt zu hoffen, dass dieses wunderbare Medium Musik für positive Zwecke eingesetzt wird - besonders in den Bereichen Bildung, Erziehung und Therapie und endlich eine ihr angemessene Anerkennung finden wird. 

Mit musikalischen Grüßen