Der Saxophon-Sound

Der Saxophon-Sound

Aus eigener Erfahrung kenne ich die Situation:
Man spielt schon eine ganze Weile mit Begeisterung Saxophon, hat vielleicht sogar schon erste erfolgreiche Auftritte absolviert und dann kommt dieser bekannte Saxophonist und spielt sein Saxophon so, als ob es ein anderes Instrument sei. Was ist da los???

In dieser Workshopreihe geht es um die Elemente Instrument, Sound und Technik.

Wir zeigen welche Faktoren das Saxophonspiel beeinflussen, wie man Fehler analysiert und mit welchen Übungen du weiterkommst. 

Nachdem im JUPITER - Workshop (26) das Instrument behandelt wurde, gibt es heute Informationen zum Sound.

Der Ton macht die Musik

Wenn wir uns mit der Verbesserung unseres Saxophonspiels beschäftigen, müssen wir zuallererst vom Klang, vom Sound des Instrumentes sprechen. Der Ton ist das, was als erstes vom Instrument wahrgenommen wird.
Die Bedeutung von Mundstück und Blatt für den Saxophonsound wurde bereits dargestellt. Viel häufiger ist aber "der Rest des Instrumentes" die Ursache für unbefriedigende Soundergebnisse, wenn Atem- und Anblastechnik nicht korrekt beherrscht werden. Das Problem liegt darin, dass im mittleren Register auch mit flacher Atmung, wenig Stütze und schlappem Ansatz ein Ton produziert werden kann, der sich nach
Saxophon anhört. Erst wenn in den ganz hohen oder ganz tiefen Lagen oder bei den Flageoletttönen, den sogenannten "High Notes" Probleme auftauchen oder keine Fortschritte gemacht werden, merkt man dass "etwas" nicht stimmt, und dann muss auch schon das neue Blatt, Mundstück, Instrument (je nach Leidensdruck und finanzieller Ausstattung) her.

Wer spielt mit?

Die bei der Tonerzeugung beteiligten Körperregionen sind die folgenden:

-    Bauch und unterer Rumpfbereich => aktiv

stellt den "Kompressor" dar, hierhin wird geatmet und von hier wird die Luft wieder an das Mundstück gedrückt. Wichtig ist beim aktiven Ausblasen nicht nur die vordere Bauchmuskulatur zu benutzen sondern die gesamte Rumpfmuskulatur bis in die Flanken.

-    Brustkorb => passiv

bleibt entspannt und flach, dient als Resonanzraum.
Hier atmet man nur, wenn man mal besonders viel Luft benötigt
Auch die Schultern hängen entspannt herunter.

-    Hals => passiv

Sollte "offen" und locker sein, d. h. der Stimmapparat, sollte möglichst frei, der Kehlkopf in entspannter Mittelposition sein. Die Vorstellung ein tiefes, offenes OOOHHH zu singen - allerdings ohne Stimme - ist hilfreich - alternativ kann auch die Haltung wie beim Gähnen nachgeahmt werden.

-    Mundhöhle => aktiv

Durch die Position der Zunge in der Mundhöhle wird der Luftstrom gelenkt und zum Mundstück hin fokussiert.

-    Kiefer und Lippen => aktiv

Durch lockeres und entspanntes "Zubeißen" wird das Blättchen soweit gegen das Mundstück gedrückt, dass es durch den Luftstrom zum Schwingen gebracht wird. Durch die Lippenspannung wird der Ton beeinflusst: weichere Lippe dämpft den Ton, härter angespannte Lippen fokussieren den Ton stärker

Übung: Richtig Atmen für Saxophonisten

Um zu prüfen wie weit überhaupt die Bauchatmung durchgeführt wird, kann man sich einen Arztbesuch vorstellen, bei dem der Brustkorb abgehorcht wird: "Einatmen - Ausatmen - nicht mehr Atmen..."

Das machen wir folgendermaßen:
-    Entspannt hinstellen, Beine etwas schulterbreit, Knie leicht gebeugt, Schultern hängen lassen.
-    Jetzt tief in die Brust atmen, dabei die Schultern mit hochziehen
-    zügig Ausatmen - gleichzeitig die Schultern fallen lassen - bis der Brustkorb in seiner Ausgangsposition ist und keine Luft mehr kommt ("Puuuh")
-    und jetzt, evtl. mit einer Hand auf dem Bauchnabel, die Luft aus dem Bauchraum, mithilfe der Rumpfmuskulatur gegen leichten Lippenwiderstand ausblasen bis das letzte Quantum Luft aus dem Körper gepresst wurde ("Pfffft")
-    Zum Schluss die Rumpfmuskeln entspannen und die Luft durch den offenen Mund nach ganz unten strömen lassen wo sich eben noch das gefühlte Vakuum befand ("Hach")
-    Jetzt befindet sich ausreichend Luft genau dort wo wir sie haben wollen.

Diese Übung kann man, wenn man die Bauchatmung noch nicht sicher beherrscht, bzw. automatisiert hat, immer mal wieder vor die regulären Übungseinheiten stellen, um sich daran zu gewöhnen.

Übung: Stütze und Ansatz für Saxophonisten

Diese Übung wird mit dem Saxophon ausgeführt
-    Spielt einen Ton im mittleren Register z. B. ein "a" mit relativ festem Ansatz
-    den Ansatz lockern bis der Ton seine Tonhöhe verliert und tiefer klingt
-    bei stetigem Luftstrom den Kiefer weiter vorsichtig und kontrolliert fallen lassen, sodass der Ton weiter sinkt aber nicht abreißt.
-    Es sollte möglich sein den Ton einen Halbton tiefer intonieren zu lassen.
-    Zum Schluss eine einfache Melodie komplett einen Halbton tiefer als gegriffen spielen - zur Kontrolle spielt man dann die gleiche Melodie einen Halbton tiefer, aber dann richtig Intoniert

Wenn diese Übung gelingt verfügt Ihr über einen guten Ansatz und eine gute Stütze.

Übung: Mundraum und Ansatz für Saxophonisten

Obertonübung
Diese Übung dient auch als hinführende Übung zu den Flageoletttönen bzw. "High Notes"
Jeder hat sicher schon festgestellt, dass zum überblasen in die zweite Oktave nicht unbedingt die Oktavklappe benötigt wird. Oftmals unbeabsichtigt, überbläst man Töne des tiefen Registers wenn man zu stark bläst oder der Ansatz zu fest ist.
Dieses Phänomen beruht auf der Tatsache, dass bei jedem Ton eine Reihe von Obertönen mitklingen, die aber zumeist von dem einen, gegriffenen Ton "maskiert" werden. Der erste Oberton ist die 1. Oktave, der zweite Oberton ist die Quinte in der 1. Oktave, dann kommt die 2. Oktave, ... s. nachfolgende Abbildung der Obertonreihe zu Bb

Die Übung besteht darin, die Obertöne zunächst Ton für Ton von unten nach oben und zurück zu spielen. Anfangs sind es vielleicht nur zwei oder drei, aber mit etwas Übung sollten vier oder fünf Obertöne möglich sein. Wichtig bei dieser Übung ist, die Töne so sauber und so lang wie möglich zu spielen.
Bei dieser Übung ist darauf zu achten, dass
-    der Hals offen bleibt => auch bei hohen Tönen sollte man immer an das tiefe, offene, ooohhh denken
-    der Ansatz muss fest sein => die Kiefer stützen, die Lippenmuskulatur ist ringförmig um das Mundstück kräftig angespannt, als wolle man das Blättchen rund drücken
-    die Zunge wölbt sich gegen den Gaumen um die Mundhöhle eng zu machen, damit die Luft bereits vor dem Eintritt in das Mundstück wie durch eine Düse beschleunigt wird. => stellt Euch die Zungenposition wie beim "J" in "Joghurt" vor
-    hilfreich ist es, wenn man den angepeilten Ton zunächst einmal mit dem regulären Griff (soweit möglich) spielt, um schon eine konkrete Klang- bzw. Tonhöhenvorstellung zu haben
Wichtig ist es, immer darauf zu achten, dass das Mundstück nicht zugequetscht wird, denn die Luft muss sehr schnell am Blättchen vorbeiströmen um die gewünschten hochfrequenten Schwingungen zu erzeugen. Evtl. muss die Position des Unterkiefers etwas verändert werden => minimal vorschieben.
Wenn Ihr diese Übung beherrscht werden Euch auch die High Notes keine Probleme mehr bereiten!

Platz für den Ton

Der letzte, und vielleicht wichtigste Tipp zur Tongestaltung, ist:
Gebt Eurem Ton Platz!
Der Ton entsteht zwar durch das schwingende Blättchen zwischen den Kiefern, aber Ihr müsst weiter denken. Stellt euch vor den Ton durch das Instrument bis in den Raum hinein zu blasen. Stellt Euch vor, den Raum mit eurem Ton auszufüllen. Das setzt zunächst eine gewisse Lautstärke voraus, aber mit etwas Übung wird das auch mit leisen Tönen gelingen!

Viel Spaß beim Üben und bis zum nächsten Mal, dann sehen wir uns das Element "Technik" näher an.