Fall-Off oder Glissando auf dem Saxophon

Einleitung

Mit dem "Fall Off" behandeln wir eine Spieltechnik, die sowohl im Solospiel, als auch im Bläsersatz (also im Saxophonquartett, in der Big Band oder auch im Musikverein) sehr effektvoll eingesetzt werden kann. Es handelt sich dabei um ein abwärts verlaufendes Glissando, das am Ende eines Tones, oder am Ende einer Melodie gespielt wird. Ein wahrer Meister des "Fall Offs" war der berühmte amerikanische Saxophonist Clarence Clemons, der viele Jahre lang in der legendären "E Street Band" von Bruce Springsteen gespielt hat, aber immer wieder auch auf Aufnahmen von Tina Turner, Joe Cocker und Lady Gaga zu hören war.

Die Technik des Glissando

Eine sehr gute Idee des "Falls Offs" erhalten wir, wenn wir uns eine Posaune vorstellen, auf der diese Technik normalerweise auch relativ einfach und sehr elegant zu spielen ist. Am Ende eines Tones zieht der Posaunist den Zug immer weiter raus, wodurch der Ton automatisch und ganz gleichmäßig immer tiefer wird. Ähnlich gleichmäßig sollte dies im Idealfall auch beim Saxophon klingen, nur haben wir am Saxophon keinen Zug, den wir einfach herausziehen können.
Wollen wir den "Fall Off" mit dem Saxophon spielen, lassen wir quasi die Finger über die Klappen "fallen": wir spielen einen schnellen, gleichmäßigen und lockeren Lauf abwärts. Bei diesem Lauf ist es nicht notwendig, dass du eine bestimmte Tonfolge einhältst (also zum Beispiel die Töne der Chromatischen Tonleiter oder der entsprechenden Dur- oder Molltonleiter), wichtig ist vielmehr, dass bei deinem Lauf die Töne so richtig schön schnell "aneinander geschmiert" kommen, so dass man bestimmte einzelne Töne eigentlich überhaupt nicht mehr wahrnimmt.

Ausatmung

Am besten klingt dein "Fall Off", wenn du die "abgeschmierten" Töne nicht in der gleichen Lautstärke weiter anbläst, sondern quasi aushauchst. Du wirst also immer leiser und die letzten Töne des Glissandos sind kaum noch wahrzunehmen. Du könntest dir zum Beispiel vorstellen, dass du während des "Fall Offs"  nicht "aaauuuuuuuu" spielst, sondern eher: "aaauuuhhhhhhh"

Letzter Ton

Auch wenn die einzelnen Töne des Laufs nicht wirklich wahrnehmbar sind und auch wenn der letzte Ton nur noch ausgehaucht wird und kaum noch zu hören ist, so ist es doch sinnvoll und elegant, wenn wir den Lauf auf einem Ton enden, der halbwegs zur Tonart oder zur Melodie passt. Spielen wir zum Beispiel einen "Fall Off" vom H aus und befinden uns in der Tonart H-Moll wäre es geschickt, auf einem D zu enden. Befinden wir uns allerdings in H-Dur, würde das D eher unglücklich klingen und es wäre eleganter, wenn wir zum Beispiel auf dem Dis enden.

Saxophon Fall-Off Übung 1

Relativ leicht lässt sich das Fall Off" mit dem Ton H (englisch: B) spielen, denn hier hast du nach unten hin genügend Töne zur Verfügung, mit denen du deinen Ton "abschmieren" lassen kannst: Du könntest zum Beispiel sehr schnell deine Finger über die Töne A, G, F, E zum D "fallen lassen". Natürlich kannst du dies auch chromatisch versuchen: B, A, Ab, G, Fis, F, usw..... Aber hierbei wirst du wahrscheinlich merken, dass dies viel schwerer zu spielen ist und es kommt, wie gesagt, nicht auf die einzelnen Töne an, sondern darauf, dass es klingt, als würde der Ton "abschmieren".

Saxophon Fall-Off Übung 2

Schwerer wird es da schon, das "Fall Off" von den Tönen D, E oder F in der zweiten Oktav aus zu spielen, denn hier hast du nach unten hin nur noch wenige Töne zur Verfügung und die Finger können  nicht einfach so über die Klappen "fallen". Hier musst du den Oktavwechsel beachten. Versuche deinen "Fall Off" bis zum Cis oder C zu spielen und dann, ohne dass eine Unterbrechung in deinem Lauf  zu hören ist, weiter bis zu den tiefen Tönen "abzuschmieren".

Saxophon Fall-Off Übung 3

Ähnlich wie du einen Ton am Ende einer Melodie "abschmieren" kannst, so kannst du einen Ton oder eine Melodie auch mit dem "Fall Off" beginnen. Meistens nimmt man hier (je nach Tonart) die über dem anzuspielenden Ton befindliche Quarte oder Quinte. Du beginnst den "Fall Off" erst einmal ganz leise und hast deine volle Lautstärke erst dann, wenn du den Ton erreichst, den du anspielen willst.

Melodische Phrasen

Ich habe dir hier noch einige Phrasen (oder Licks) aufnotiert, die dir zeigen, wie das "Fall Off" in einer Melodie klingen kann. Spiele diese Melodien erst einmal ohne "Fall Off" und dann einmal mit. Dabei wirst du merken, wie sehr sich Melodien mit dieser Technik verändern. Achte immer darauf, dass du die Töne richtig schön "aushauchst".

Einsatz im Bläsersatz

Der bereits oben erwähnte Clarence Clemons ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie das "Fall Off" in einem Solo eingesetzt werden kann, aber richtig stark klingt es, wenn ein kompletter Saxophonsatz (womöglich noch verstärkt durch Trompeten und Posaunen) diese Technik gemeinsam anstimmen. "Peter Gun" von den Blues Brothers oder "Watermelon Man" von Herbie Hancock wären hier typische Beispiele, aber vielleicht habt ihr in eurem Ensemble auch andere fetzige und rockige Songs, in denen ihr das "Fall Off" einmal ausprobieren könnt.

Ich wünsche euch viel Spaß dabei!!!

Euer Dirko Juchem

Dirko Juchem