Das Mundstück - Bindeglied zwischen Mensch und Instrument

Einleitung

Liebe Posaunistin, lieber Posaunist,

selbst vielen, die schon jahrelang Posaune spielen, ist es gar nicht bewusst: die Blechblasinstrumente sind die einzigen Instrumente, bei denen der Mensch selbst der Tongenerator ist.  Mit unseren Lippen erzeugen wir die Schwingungen, die dann bestmöglich auf das Instrument übertragen werden sollen. Damit wird klar, dass der Wahl des richtigen Mundstücks eine große Bedeutung zukommt. 

1) für Anfänger

Bei Posaunen gibt es zwei unterschiedlich große Schäfte. Dein Fachhändler kann dir sagen, welche Schaftgröße dein Instrument hat. Oder schaue auf www.jupiter.info nach, welchen Schaft deine JUPITER Posaune hat. In der Regel ist bei jedem Schülerinstrument ein Mundstück dabei, damit du sofort loslegen kannst. In den meisten Fällen ist es ein Mundstück mit der Bezeichnung 6 ½ oder 7C.  An der Bezeichnung 6 ½ AL erkennst du, dass es sich um den großen Schaft handelt (L steht für „large“) Beides sind Standardgrößen, mit denen du nichts falsch machen kannst. Auch JUPITER Posaunen kommen mit einem Mundstück zu dir. Du solltest so lange dabei bleiben, bis es eine zwingende Notwendigkeit für einen Wechsel gibt. Beispielsweise, wenn dir dein Lehrer zu einem anderen Mundstück rät.

Tipp: experimentiere als Anfänger niemals mit Mundstücken! Deine Lippen brauchen eine ganze Zeit, um sich überhaupt an die neue Aufgabe zu gewöhnen. Wenn du dann verschiedene Mundstücke ausprobierst, schadest du dir eher, als es dir nützt.

2) für Fortgeschrittene und Profis

Wenn du eine Posaune für Fortgeschrittene oder Profis kaufst, wundere dich nicht darüber, wenn auch bei diesem Instrument ein 7C Mundstück oder ähnliches ist. Die Erklärung ist ganz einfach: in der Regel wird jeder Fortgeschrittene längst „sein“ Mundstück gefunden haben. Aber zu jedem Blasinstrument gehört nun mal ein Mundstück. Darum werden auch Profiinstrumente, wie beispielsweise XO Posaunen, mit einem Standardmundstück ausgeliefert.  

3) Es kommt auf die Größe an

Es gibt fast unzählige Hersteller, die sich ausschließlich auf Mundstücke spezialisiert haben. Die bekanntesten in Deutschland sind sicher Bruno Tilz und Josef Klier. Doch Mundstücke werden in aller Welt hergestellt. Wie soll man sich einen Überblick verschaffen über die Größen und Formen?

Dazu schauen wir uns ein Mundstück einmal näher an:

„Grau, teurer Freund, ist alle Theorie“ – so steht es schon in Goethes Faust. Auch wenn es im Internet Vergleichstabellen gibt, das sind alles nur Zahlen und Buchstaben, die nichts darüber aussagen, ob ein Mundstück zu dir passt.

Tipp: je breiter und tiefer ein Kessel ist und je größer die Bohrung ist, desto mehr Klang kann sich im Instrument entwickeln. Doch umso fleißiger musst du für die Höhe üben. Mit einem flachen Kessel kommst du leichter in die Höhe, aber die Soundqualität nimmt ab.

Ich spiele selbst nicht nur seit fast vierzig Jahren Posaune, ich habe auch 11 Jahre in einem Musikhaus mit großer Blasinstrumenten-Abteilung gearbeitet und unzählige Kunden beim Mundstückkauf beraten. Wichtig für das Spielgefühl ist der erste Kontakt zum Mundstück. Und gerade weil jeder Mensch anders ist, darum gibt es so viele verschiedene Größen und Formen. Die innere und äußere Randkontur geben dir erst einmal das Gefühl, das Mundstück „sitzt“ richtig. Egal, ob du weiche oder eher akzentuierte Ränder bevorzugst. Was Kesseltiefe und -weite betrifft, musst du schlicht herausfinden- das braucht Zeit. Manchmal stellt es sich erst nach mehreren Anläufen und vielen Stunden heraus, ob das gewählte Mundstück wirklich perfekt ist. Und selbst dann kann es durchaus 3-4 Monate dauern, bis sich deine Muskulatur richtig an das neue Mundstück gewöhnt hat.

Tipp: ziehe zum Mundstückkauf unbedingt einen Fachhändler zu Rate! Dieser wird dir helfen, die riesige Auswahl einzugrenzen und dir dann einige Mundstücke zum Testen in aller Ruhe mitgeben.

Teste das Mundstück nicht nur beim täglichen übern, nimm es mit zur Band- oder Orchesterprobe. Erst da wirst du feststellen, wie es sich wirklich mit diesem Mundstück spielen lässt.

4) Besondere Mundstücke

4a) Es gibt viele Menschen mit einer Nickel Allergie. Auch wenn das Mundstück meistens versilbert ist, ist es kein reines Silber und kann Nickel enthalten. In einem solchen Fall solltest du ein Mundstück mit vergoldetem Rand und Kessel oder ein komplett vergoldetes Mundstück aussuchen. Du kannst auch dein Lieblingsmundstück zu einem Hersteller zum Vergolden schicken.

4b) Manche Bläser, die viel im Freien spielen, empfinden ein Mundstück aus Kunststoff als angenehm, weil es sich immer warm anfühlt. Serienmäßig ist die Auswahl auf dem Markt aber sehr klein. Auch in diesem Fall kann dir ein professioneller Mundstückhersteller eine exakte Kopie deines Mundstückes anfertigen. Aber erwarte nicht, dass es sich in jeder Lage exakt so verhält, wie das Mundstück, das du gewohnt bist. Denn auch Masse und Gewicht haben ihren Einfluss. Das zeigten dir die

4c) „Schwergewichte“. Seit vielen Jahren gibt es Mundstücke mit einer enorm hohen Masse, sogenannte „heavy“ Mundstücke. Die Idee dahinter ist, die Schwingungen, die du mit den Lippen erzeugst, möglichst ohne Verlust in reinen Sound zu überführen. Durch die sehr hohe Masse solcher Mundstücke geht sicher keine Schwingungsenergie verloren. Doch ob das der „Stein der Weisen“ ist kann nur ein Mensch auf dieser Welt sagen: du selbst.

4d) „Sonderlinge“ Mir ist ein Hersteller begegnet, der Mundstücke mit einer besonderen Kesselform anfertigt. Die Instrumente der Trompetenfamilie (und dazu gehört auch die Posaune) haben ein U- Mundstück, dessen Kessel eben wie ein U geformt ist. Die Instrumente der Hornfamilie haben ein V- Mundstück. Ich habe selbst ein Posaunenmundstück mit V Kessel getestet. Der enorm weiche Klang hat mich sehr angesprochen und doch war es nicht das richtige Mundstück für mich.

Probieren geht über studieren

Abschließend kann man zusammenfassen: Probieren geht über Studieren. Lasse dir möglichst viel Zeit bei der Wahl. Gestatte mir zum Schluss noch eine persönliche Bemerkung. Manchmal hört man Leute fachsimpeln, welches Mundstück der berühmte XY spielt. Kaufe dir kein Mundstück in der Hoffnung, dann genau so wie sie oder er zu klingen. Alle, die auf ihrem Instrument richtig gut sind, haben vor allem viel dafür geübt.

Ich wünsche dir viel Freude am Posaunenspiel! 

Mike Rafalczyk