Give me the blues, baby!

Einleitung

Liebe Posaunistin, lieber Posaunist,

in dieser Folge möchte ich auf das Bluesspiel mit der Posaune eingehen. Ich erzähle absichtlich nichts von den "blue notes", oder vom Blues-Schema, das findest du in anderen Beiträgen von JUPITER Kollegen und auch sonst ist davon viel zu finden. Zum besseren Verständnis habe ich im unteren Teil des Berichtes Klangbeispiele eingefügt.

Was macht eigentlich die Faszination dieser Musik aus, die -meist mit einer Hand voll Tönen- Generationen von Musikern, Sängern und Fans begeistert? Und das seit ca. 100 Jahren?

Haben wir nicht oft nach dem Motto gespielt "mehr ist mehr"? Tonleitern rauf und runter geübt? Was haben wir alles über Präzision beim Posaune spielen gelernt? Und jetzt sage ich dir: das Meiste davon kannst du vergessen! Blues ist sozusagen das Gegenteil von Bebop. Im Blues kommt es eben nicht darauf an, möglichst viel und schnell zu spielen. Sondern möglichst viel Gefühl in das eigene Spiel zu legen.  Aber wie macht man das und was steht uns an Ausdrucksmitteln zu Verfügung?

Tipp 1: Höre dir verschiedenste Größen des Blues an! Und vielleicht einmal nicht nur Posaunisten. Suche dir beispielsweise Titel von Bessie Smith, B.B. King, oder Eric Clapton (um nur drei der bekanntesten zu nennen). Höre wirklich aufmerksam zu und versuche, die ein- oder andere Melodie mitzusummen.

Wenn du gut zugehört hast wirst du feststellen, dass wir sowohl Gesangs- als auch Gitarrenlinien problemlos auf der Posaune spielen können. Denn selbst in einem relativ schnellen Blues sind die Soli in der Regel so unkompliziert, dass auch ein nicht professioneller Posaunist die Linien nachspielen kann. Für mich hat der Blues zwei ganz entscheidende Parameter:

A: Der Sound

Jeder große Bluesmusiker hat im Laufe der Jahre seinen eigenen, unverwechselbaren Sound entwickelt. Von allen Instrumenten ist die Posaune der menschlichen Stimme am nächsten. Das können wir uns zunutze machen. Was uns sonst beim Posaune spielen Fluch ist, wird hier zum Segen: wir können mit dem Zug die Töne stufenlos nach oben ziehen (bei der Gitarre heißt das z:B. "Bending", funktioniert aber nur in einem eng begrenzten Tonraum), können Töne fallen lassen um zum nächsten Ton zu gelangen. Das geht so leicht mit keinem Anderen Instrument. Das sind besondere Ausdrucksmöglichkeiten der menschlichen Stimme.

Tipp 2: Suche dir Aufnahmen, auf denen der Posaunist Al Grey zu hören ist. Auch er hat einen ganz einzigartigen Sound, an dem man ihn schon nach wenigen Tönen erkennen kann.

Al Grey verwendet meistens eine spezielle Kombination aus zwei Dämpfern, dem "Pixie (Straight) Mute" und einem "Plunger Mute". Den Pixie, einen sehr kleinen Straight- Dämpfer, der ganz im Schallbecher verschwindet, bekommst du von verschiedenen Herstellern, nur im Musikalienfachhandel. Den Plunger gibt es auch von diesen Herstellern, aber du bekommst ihn auch in jedem Baumarkt. Kaufe dir einen sogenannten "Pümpel" (damit kann man verstopfte Abflüsse befreien) und schraube den Holzstiel heraus- fertig ist der Plunger. Alleine mit einem Plunger lassen sich schon viele verschiedene Sounds erreichen. Der einzige "Haken" daran ist, dass du die Posaune anders halten musst, weil du den Plunger mit der linken Hand bedienen musst. Dazu legst du den unteren Schallbecherrand auf den Unterarm, so dass deine Hand frei bleibt, um den Plunger zu bewegen.

  • Slidin_Up_N_Down_slow.mp3

  • Slidin_Up_N_Down.mp3

B. Rhythmische Intensität:

Wenn wir nur wenige Töne zum Solieren verwenden, können wir alleine durch rhythmische Variationen, sog. "Patterns", schier unbegrenzte Ausdrucksmöglichkeiten entwickeln.

TIPP 3: Höre dir einmal den "C-Jam blues" von Duke Ellington an!

Dies ist der einfachste Blues, der mir je begegnet ist. Das Thema besteht aus lediglich zwei Tönen. Die meisten Themen im klassischen Blues bestehen aus einer Phrase, die drei Mal gespielt wird. Wobei Phrase I und II identisch sind und nur beim dritten Durchgang eine Variation der Phrase erscheint.

Das zeigt dir, wie einfach der Blues eigentlich "gestrickt" ist und wie leicht es ist, eigene Melodien zu erfinden.

Unterschiedliche Playbacks  geben dir die Möglichkeit nach Herzenslust zu proben und zu probieren:

  • One_Note_Blues_1_Rockabilly.mp3

  • One_Note_Blues_1_Bluesrock.mp3

  • Slidin_Up_N_Down_slow_2.mp3

  • One_Note_Blues_2_Bluesrock.mp3

  • One_Note_Blues_2_Rockabilly.mp3

  • Slidin_Up_N_Down_2.mp3

  • One_Note_Blues_2.mp3

  • One_Note_Blues_1.mp3

Viel Vergnügen und Erfolg!