Get yor sound: Bending - Wir „biegen“ uns den Ton zurecht

Einleitung

Es ist schon erstaunlich, wie individuell manche Saxophonisten die einfachsten Melodien interpretieren und damit einem Song eine faszinierende und ganz persönliche Note geben können. Neben einem schönen Saxophonsound gehören hierzu natürlich auch die vielen Sound- und Spieltechniken, mit denen man seinem Saxophonspiel den „letzten Kick“ geben kann. Einige dieser Techniken hatte ich schon in früheren JUPITER-Workshops behandelt, z.B.: Growl, Subtone und Fall Offs. Diesmal möchte ich mich mit einer Technik beschäftigen, die besonders in Pop- und Jazzballaden sehr gut zur Geltung kommt, dem Bending.

Der Begriff „Bending“ bezeichnet eigentlich sehr deutlich, worum es hier geht, denn „to bend“ bedeutet so viel wie „biegen“, „verbiegen“ oder „hinbiegen“; das heißt salopp ausgedrückt, wir biegen uns den Saxophonton zurecht. Weil wir zum „Biegen“ eine gewisse Zeit brauchen, wird das Bending natürlich bevorzugt bei langen Tönen eingesetzt.

Die Technik

Beim Bending geht es in erster Linie darum, die Intonation, also die Tonhöhe deines Saxophontons, zu verändern. Zunächst einmal spielst du einen Ton wie gewohnt an. Danach lässt du den Ton in der Intonation ein wenig absinken, indem du die Unterlippe etwas lockerer lässt. Die Lippe (und auch der Unterkiefer) gehen ein bisschen nach unten und der Ton wird dadurch etwas tiefer. Danach ziehst du die Tonhöhe wieder nach oben, indem die die Lippe wieder etwas mehr anspannst.

Übungen

Als erstes Trainingsmaterial nehmen wir einfach ein paar Töne in der mittleren, in der tiefen und in der hohen Lage des Saxophons. Wähle ein langsames Tempo aus. Die einzelnen Töne sind vier Schläge lang. Spiele sie ungefähr einen Schlag lang in der richtigen Intonation, dann gehst du  ungefähr einen Schlag lang mit der Lippe soweit runter, wie es geht, um dann beim dritten Taktschlag wieder langsam zur ursprünglichen Tonhöhe hochzugehen. Dabei soll die Bewegung deiner Unterlippe nicht abrupt sein, sondern eher langsam und gleichmäßig.

Übung 1

Übung 2

Notation

In den ersten beiden Übungen kannst du sehr schön sehen, wie das Bending notiert wird: über der entsprechenden Note befindet sich ein kleiner Bogen, der nach oben hin offen ist. Allerdings ist diese Spieltechnik eine sehr individuelle Angelegenheit, das heißt: manche Saxophonisten spielen ihre Melodien sehr gerne und häufig mit Bending, andere überhaupt nicht. Aus diesem Grund findet man dieses Symbol nur sehr selten in den Noten, denn es ist normalerweise jedem Spieler selbst überlassen, ob er/sie in eine Melodie das Bending einbauen möchte oder nicht.

Hier noch einige weitere „musikalische“ Übungen:

Übung 3

Übung 4

Die vierte Übung soll ganz bewusst ein wenig an den B-Teil von „Girl From Ipanema“ erinnern, denn das wäre so ein typischer Song, in dem das Bending ganz häufig eingesetzt wird.

Solistischer Einsatz

Das Bending wird die in erster Linie solistisch, also alleine von einem Solosaxophon eingesetzt, und hier klingt es auch am besten. Im Bläsersatz würde ich eher die Finger davon lassen, denn wenn das Bending von mehreren Bläsern nicht ganz genau synchron gespielt wird, klingt es schnell falsch und „schräg“. Aber in deinem nächsten Soloeinsatz kann es dafür umso effektvoller zur Geltung kommen.

Auch hier heißt es wieder: ausprobieren und dabei wünsche ich dir viel Spaß(!!!), dein