Powerplay - Atmung, Ansatz und Stütze auf der Trompete

Einleitung

Der Titel mag vielleicht etwas verwirrend sein, denn es geht in meinem Artikel nicht nur um "Vollgas" spielen. Übersetzt heißt Powerplay "Kraftspiel" und welche Bedeutung das Wort z.B. im Sport hat, kann man schnell "googlen". Powerplay im Bezug auf ein Blechblasinstrument ist für mich eine Übungsmethode, bei der ich den Körper durch das Üben mit hoher Intensität effektiv trainiere und dadurch mit relativ wenig Zeitaufwand ein hohes Resultat erzielen kann.

Koordination von Atmung, Zunge und Ansatz

Mit dieser Übemethode, die ich zum Optimieren des Blechblasens sehe und die mit dem Musizieren (ich sehe musizieren und verbessern der Blastechnik durchaus als zwei verschiedene Dinge) nichts zu tun hat, wird nicht nur die Kraft ausgebaut.  Auch die Koordination der drei zum Blechblasen wichtigen Funktionen (Atmung, Zunge und Ansatz) und deren Verknüpfung wird damit trainiert. Denn nur bei einem guten Zusammenspiel selbiger wird auch das Resultat Blechblasen verbessert. Das Spielen geht dann leichter, ausdauernder und sicherer.

Die richtige Technik für kraftvolles Trompetenspiel

Vielleicht wird jetzt der ein oder andere Leser denken: "Kraftspiel" das klingt wie pressen und den Ton mit letzter Kraft rausdrücken. Doch davon möchte ich mich deutlich distanzieren. Powerplay hat nichts mit letzter Kraft spielen oder pressen gemeinsam zu tun, denn pressen hat etwas mit verkrampftem Blechblasen zu tun. Das passiert genau dann, wenn die Funktionen nicht gut koordiniert sind und sich gegenseitig im Wege stehen. Der Begriff Kraft führt natürlich schnell zu falschen Vorstellungen, natürlich müssen wir eine gewisse Energie umsetzen, um ein Blechblasinstrument zu bedienen und da ist Kraft natürlich ein gebräuchlicher Ausdruck.

Ausbau der Lippenmuskulatur

Wir müssen uns aber bestimmt nicht Muskelpakete antrainieren - die Verwendung der richtigen Technik ist hier viel wirkungsvoller und die bei jedem "normalen" Menschen vorhandene Muskulatur ist durchaus zum Bedienen eines Blechblasinstrumentes ausreichend. Trotzdem lässt sich durch gezielte Übungen nicht nur die Lippenmuskulatur ausbauen. Im Vordergrund steht das Zusammenspiel der Funktionen.

Breath Attack - Kraftübung für Trompeter

Doch kommen wir nach ausreichend Theorie zum praktischen Teil. Eine Übung, die für mich eine hohe Trainingsintensität aller drei Funktionen hat, ist "Breath Attack". Hierbei spielen wir einen Ton (möglichst ab c2 z.B. chromatisch aufwärts) nur mit der Luft an. D.h. beim Ansetzen sind die Lippen geschlossen und werden durch die Luft geöffnet und so beginnt der Ton.

Die beiden Kräfte "Luft" und "Lippe" müssen ausgeglichen sein, damit die Lippe schwingt. Bei einem unausgeglichenen Kräfteverhältnis, bleibt in einem Fall die Lippe geschlossen, im anderen Fall geht die Lippe nicht mehr zusammen und kann so nicht schwingen. D.h. auch, wenn der Luftstrom sehr intensiv ist, man also sehr laut spielt, dann muss die Lippe auch eine große Gegenkraft aufbringen.

Einsetzen der Stütze

So hat man also bei großer Lautstärke auch ein intensives Training der Lippenmuskulatur. Doch beim "Breath Attack" ist nicht nur das sehr effektiv für das Training, sondern man muss ebenso beachten, dass das Einsetzen der Stütze, unter Stütze verstehe ich das Anspannen der Bauch- und auch Rumpfmuskulatur, möglichst genau im selben Zeitpunkt geschieht, wie das Entstehen des Tones. Stützt man vorher, hat das eine Stauung der Luft zur Folge, die meistens an den Stimmbändern stattfindet.

Stützt man erst nach dem Entstehen des Tones, so fehlt dem Ton oft der Anfangsimpuls, was schlimmstenfalls zum Nachdrücken führt. Doch die meines Erachtens größte Problematik der beiden Fälle ist unnötiger Energieverlust, der sich bei einem zwei/drei Stundenkonzert multipliziert und vielleicht am Ende genau die Energie ist, die fehlt, um bei den letzten Stücken locker durchzukommen.

Video zur Breath Attack-Übung

Weitere intensive Übungen für Trompeter

Eine weitere, bei entsprechender Anwendung intensive Übung zum Trainieren aller Funktionen, sind Tonleiterübungen. Wobei es hier nicht primär auf das Erlernen der Skalen ankommt, sondern auch hier das Zusammenspiel der drei Funktionen geübt werden soll. Natürlich trainiert diese Übung noch eine weitere Funktion, nämlich die Finger.

Tonleiter üben

Spielen wir nun eine Tonleiter, nehmen wir als Beispiel ein G-Dur Tonleiter gespielt ab dem g1 eine Oktave aufwärts, so können wir dabei folgendes beachten: Wir spielen die Übung gebunden. Der Luftstrom sowie die Stütze sollten möglichst konstant sein, die Luft sollte durch die ganze Oktave gleichmäßig fließen. Die Lippe sollte die Tonhöhenveränderung aktiv beeinflussen. Die Zunge sollte den Mundraum bei steigender Tonhöhe verkleinern. Der Einsatz der Zunge und ihre Funktion bei der Tonhöhenveränderung wird viel diskutiert und es gibt die unterschiedlichsten Meinungen dazu.

Meiner Meinung nach hat sie die Aufgabe den Resonanzraum Mund zu verändern und so das Spielen von höheren Tönen zu erleichtern. Darum empfehle ich die Zunge bei der Tonhöhenveränderung aktiv einzusetzen. Man beginnt wie gesagt damit, die Tonleiter einfach aufwärts zu spielen, dann auch mal auf- und abwärts. Erst über eine Oktave und dann auch durch zwei Oktaven.

Video zur Tonleiter-Übung

Fazit

Es gibt eine Vielzahl weiterer intensiver Übemöglichkeiten, aus denen man sein Übeprogramm zusammenstellen kann, doch diese alle aufzuführen würde den Rahmen des Artikels sprengen. Darum habe ich mich auf diese zwei Intensivübungen beschränkt. Ich wünsche allen Lesern viel Erfolg beim Zusammenstellen ihres Übeprogramms und viel Spaß beim ständigen Experimentieren mit ihrem Instrument.

Viel Erfolg!

Euer